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Der Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals über eine verrückte Idee, Haydn und die Elbphilharmonie.

Christian Kuhnt: "Wir bespielen ein ganzes Land"

Hamburg.  Wenn an diesem Wochenende das Schleswig-Holstein Musik Festival beginnt (SHMF), geht der kulturelle Ausnahmezustand zwischen Nord- und Ostsee in die 30. Runde. Intendant Christian Kuhnt arbeitet und lebt jetzt wieder in Lübeck, war aber vor der Rückkehr zum SHMF als Nachfolger seines Chefs Rolf Beck in Hamburg als Geschäftsführer der Konzertdirektion Dr. Goette für die "Pro Arte"-Reihen verantwortlich. Der promovierte Musikwissenschaftler kennt also beide Konzertmärkte. Ende Mai wurde sein Vertrag um fünf Jahre bis 2022 verlängert.

Zu Ihrem Amtsantritt 2012 haben Sie gesagt: "Dieses Festival ist nach wie vor ein Wunder."

Christian Kuhnt: Das gilt, weil wir es schaffen, im ländlichen Raum ein Publikum zu erreichen, das sonst nicht so oft die Gelegenheit hat, Konzerte dieser Qualität zu erleben. Wenn wir mit dem Pianisten András Schiff nach Husum ­gehen und dieses Konzert eines der am schnellsten ausverkauften ist, verwirklicht sich dieses Wunder.

30 Jahre SHMF – was war daran gut für das Bundesland Schleswig-Holstein und auch für die kulturelle Flughöhe dort?

Kuhnt: Wenn man zurückschaut, kann man sich gar nicht vorstellen, wie Helmut Schmidt, Justus Frantz und Leonard Bernstein diese Idee auf die Welt setzen konnten. Dass Schleswig-Holstein auch damals schon ein schönes Bundesland war, ist klar. Aber dass man es schaffte, Swjatoslaw Richter ins Heider Tivoli zu locken, Bernstein in Kiel, 1986, Haydns "Schöpfung" bei tropischen Temperaturen, das Abendblatt schrieb "SHMF auf Salzburg-Niveau"... Davon profitieren wir bis heute, dass diese verrückte Idee umgesetzt wurde.


Auszug aus: Hamburger Abendblatt, 29.6.2016

Von Joachim Mischke