Nachrichten

7. Mai 2015

Presse-Echo

 

 

BZ Berliner Zeitung

Gedenkkonzert zum 8. Mai

 


Völkerverständigung durch die Ohren

Dirigent Justus Frantz war beim Gedenkkonzert nicht nur für große musikalische Momente im Konzerthaus verantwortlich.

 

So geht Gedenken. Zum Anlass von siebzig Jahren Kriegsende dirigierte Justus Frantz am Donnerstagabend im Konzerthaus Schostakowitsch und Beethoven. Bereits seit zwanzig Jahren bemüht sich Frantz mit seiner “Philharmonie der Nationen” um Völkerverständigung durch die Ohren. Der Richtige also für einen solchen Abend.

Diesen Gedenktag wollte sich auch die Politik nicht entgehen lassen: Otto Schily, Franz-Josef Jung, der russische und der britische Botschafter schüttelten in der ersten Reihe Hände. Und eröffneten den Konzertabend mit feierlichen Worten. Doch jenseits aller Sonntagsreden war es Justus Frantz, der für die bewegendsten Momente sorgte.

Und zwar nicht nur mit dem Taktstock. Der 70-Jährige, staatsmännisch-flamboyant mit roter Hornbrille und Verdienstkreuz am Revers, hielt erst eine sehr persönliche Rede über seine “Philharmonie” und ihre Friedensbotschaft. Dann holte er seinen russischen Geiger und seinen ukrainischen Trompeter ans Pult. Die umarmten sich – kleine Geste, große Botschaft.

Auch musikalisch schlug der Abend Brücken, von Beethovens “Eleonoren”-Ouvertüre über die Fünfte Sinfonie von Schostakowitsch ging es zurück zu Beethovens Fünfter. Besonders den düster klirrenden Schostakowitsch-Schlusssatz lieferte der Maestro mit Hingabe, konnte sich dabei allzeit auf seinen Konzertmeister verlassen. Der riss mit seiner Leidenschaft das Orchester mit, wo es Frantz nicht schon selbst tat.

Ein Abend, der durch ein gutes Programm und das Charisma des Protagonisten Frantz begeisterte. Vielleicht bewirbt er sich ja noch mal fürs Bundespräsidialamt.

 

Von Bernhard Clemm

11. Mai 2015