Nachrichten

Zum Bierchen mit Beethoven

„Keiner hat so viel für klassische Musikfestivals in Deutschland getan wie er.“ Sagt Dirk Klapsing, Intendant der „Musiklandschaft Westfalen“, bewundernd über den Pianisten und Dirigenten Justus Frantz. Grund genug, den unermüdlichen Tausendsassa der Klassik mit dem Festivalpreis „Artist of the Year“ auszuzeichnen. Und ihn damit gleich für vier Auftritte zu verpflichten: Frantz dirigiert seine „Philharmonie der Nationen“ am 28. Juli in Wetter an der Ruhr, am 29. im Innenhof des Wasserschlosses Raesfeld, am 4. August im Innenhof von Schloss Ahaus und am 6. August in der Gempthalle Lengerich.

Und dann reibt sich Klapsing schelmisch lächelnd die Hände: „Kennen Sie Beethovens ,Wellington‘?“ Gemeint ist die skurrile Komposition „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“, in der Beethoven gegen den einst verehrten Napoleon musikalisch zu Felde zog und es im Orchester knattern und knallen ließ. Äußerst selten aufgeführt – aber Justus Frantz bricht bei den Open-Air-Konzerten eine Lanze für die Schlachtmusik und legt noch ein bisschen was drauf: Tschaikowskys Ouvertüre „1812“, thematisch eng verwandt und von Dirigenten bis hin zu Herbert von Karajan gern auf derselben Schallplatte präsentiert, wird mit Kanonendonner und Glockenklängen einen weiteren Sieg über den Eroberer feiern. Frantz kann aber natürlich auch anders: So wird er im Lengerich-Konzert lieber bei Beethovens drittem Klavierkonzert in die Tasten greifen und am Ende die zweite Sinfonie dirigieren.

Mit Ludwig van Beethoven hat es überdies eine besondere Bewandtnis bei der mittlerweile achten „Musiklandschaft Westfalen“. Unter dem verlockenden Titel „Barbecue, Beer & Beethoven“ findet am 13. August auf dem Platz an der Freiheit in Borken-Gemen ein kulinarisch-klassischer Abend statt, bei dem es mehr oder weniger große Häppchen gibt: erst vom Grill, dann vom Orchester. Denn bevor der Dirigent Martin Panteleev um 19 Uhr einzelne Sätze seines Programms „Best of Beethoven“ mit der Musiklandschaft-Westfalen-Festivalphilharmonie spielt, können sich die Zuhörer ab 17 Uhr mit „Beer und Barbecue“ eindecken – und gerne auch zur Musik weiterschlemmen. „Wir wollen auch Leute zur klassischen Musik locken, für die das noch etwas Neues ist“, erklärt Klapsing und spielt begeistert den O-Ton eines Konzertbesuchers aus Dorsten auf dem Handy vor, der ein langes Berufsleben als Bergmann hinter sich hat und jetzt entzückt davon ist, was ihm ein klassisches Orchester bieten kann.

 

Von Harald Suerland