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JUSTUS FRANTZ Stardirigent erntet mit seiner Philharmonie der Nationen begeisterten Zuspruch in der Pauluskirche

Allgemeine Zeitung - Rhein Main Presse

BAD KREUZNACH - Eine Versöhnungsbotschaft brachte Justus Frantz zu seinem dritten Auftritt mit der Philharmonie der Nationen nach Bad Kreuznach. Und es gab Nachhilfe in Sachen Beifall vom Maestro, der die Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethoven seine Musiker zu diesem Zweck ein zweites Mal spielen ließ. Danach musste der Dirigent und Pianist nicht mehr nachhelfen – die rund 600 Konzertbesucher in der Pauluskirche überschütteten das international besetzte Orchester, die Solistin Ksenia Dubrovskaya und den Dirigenten regelrecht mit Applaus und mit Standing Ovations.

„Das ist wieder ein toller Anblick für unser Benefizkonzert“, freute sich Thorsten Ackermann, der mit seinem Co-Event-Manager Dr. Christian Schulze das Publikum begrüßte. „Wir wollen Frantz und seine Philharmonie auf jeden Fall wieder für ein Gastspiel 2015 gewinnen“, unterstrich Ackermann, der den Zuhörern auch verriet, dass der Gründer des Schleswig-Holstein-Musikfestivals im Mai dieses Jahres seinen 70. Geburtstag feiern konnte. So gab es vorab schon kräftigen Applaus, und Frantz verschaffte seinem Publikum zum Auftakt eine „Vorab-Zugabe“, nachdem er unter Hinweis auf aktuelle weltpolitische „Brennpunkte“ ein ukrainisches und ein russisches Orchestermitglied als „Symbol für gelebten Frieden“ nach vorne an das Pult rief. „Wir alle fragen uns, steht am Ende eine Katastrophe, oder hat die Welt noch eine Zukunft“, leitete Justus Frantz zu der Voraus-Zugabe für den Frieden über, einem lyrischen Stück von Edvard Grieg.

Mit seiner unkomplizierten Art gelang es ihm, mit den kurzen Einführungen zu den Werken die Neugier seiner Zuhörer zu wecken und die bei Klassikkonzerten häufig drückende Steifheit mit Schalk-Offensiven, wie der Wiederholung von Beethovens Ballettmusik, gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch die Interpretation der Ouvertüre fügte sich in dieses Bild: Kein vor Pathos erstickender Beethoven, sondern eine Lesart des freien Geistes im besten Sinne.

Glänzend aufgestellt agierten die Philharmoniker auch im Verbund mit der Solistin und Ehefrau von Justus Frantz, der Geigenvirtuosin Ksenia Dubrovskaya, bei der Interpretation von Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll. Die in Russland geborene Violinistin bestach mit einem präzisen und zugleich ausdrucksstarken Spiel in bester Korrespondenz mit dem von Frantz geführten Orchester. An der Reaktion des Publikums hatte Frantz danach nichts auszusetzen – die Violinistin bedankte sich für den rauschenden Beifall, zu dem sich fast alle von ihren Sitzen erhoben, mit einer Zugabe von einem Komponisten, der gleichfalls als Geigenvirtuose seiner Zeit galt, dem Thomaskantor Johann Sebastian Bach. Auch Beethovens „Anti-Napoleon-Musik“, die Sinfonie Nr. 7, sei wieder ein Stück mit dem Gedanken der Versöhnung, stellte Frantz der zweiten Konzerthälfte voran. Ein opulentes, rundes Klangbild gelang der Philharmonie bei diesem temperamentvollen Werk mit ihrem musikalischen Leiter.

Es gab zum Schluss noch einen Nachschlag, und diese Zugabe-Großzügigkeit zeichnet Justus Frantz gleichfalls als Ausnahmeerscheinung im Klassikmusikbetrieb aus. Mit dem Finale aus der Jupiter-Sinfonie von Mozart verabschiedeten sich Frantz und seine Philharmoniker bis zum – hoffentlich – nächsten Gastspiel in einem Jahr.

Christine Jäckel, 4.8.2014